Die Blumen des Bösen

20 aus 100 Gedichten von Charles Baudelaire

Wilde & Vogel [Leipzig]

Mehrsprachig: Deutsch, Englisch, Französisch / multilingual: German, English, French

English below

Schon allein dieser Titel! Ein Panorama am Abgrund.

Während in Paris ganze Stadtviertel vernichtet werden, um für die breiten Boulevards Raum zu schaffen, während gläserne Passagen die mittelalterlichen Gassen ersetzen und Gaslaternen die Grenze zwischen Tag und Nacht verwischen, beginnt Baudelaire eine Revolution der Literatur. Die Verschmelzung des scheinbar Unvereinbaren – Themen des Abgründigen, Extremen und des Ennui, gefasst und sprachlich verdichtet in der klassischen Form der romantischen Liebeslyrik – eben das war der erste Schritt auf dem Weg in die Moderne. Und kaum war mit „Les Fleurs du Mal“ das erste Werk Baudelaires 1857 erschienen, folgte ein Strafprozess mit der Anklage der Amoralität und Blasphemie. Einige Gedichte wurden zensiert, alle gedruckten Exemplare beschlagnahmt.

Baudelaires radikale Subjektivität und unablässige Suche nach dem Augenblick sowie die Vermutung des Schönen gerade da, wo keiner sie ahnt, öffnen den Raum für eine Umsetzung ins Figurenspiel. Die Texte sind durchzogen vom Phänomen der Synästhesie, einer Verschränkung der Sinneswahrnehmungen. Die Inszenierung folgt dieser Spur im Zusammenspiel von Figur, Stimme, Musik und lässt die irisierende Schönheit des Abgründigen aufscheinen. Jede Begegnung mit den „Blumen des Bösen“ ähnelt dem Betreten eines Labyrinths. Das Bekannte tritt neu und irritierend in Erscheinung. Es ist zuweilen „erschreckend und grandios für jeden“ (Marcel Proust).

Für diese „Blumen des Bösen“ sind eine Reihe individueller Aufnahmen von verschiedenen Sprecherinnen in französischer, deutscher und englischer Sprache entstanden. Die Produktion knüpft an die erste gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Werk Baudelaires – „Spleen“ (2006) – durch das Figurentheater Wilde & Vogel mit dem Regisseur Hendrik Mannes an.


  • Figurenbau, Spiel, Bühne Michael Vogel
  • Live-Musik Charlotte Wilde
  • Stimmen (Aufnahmen) Lilith Stangenberg, Ilka Schönbein, Barbara Nüsse, Bianca Casady, Nadia Genet, Agnès Limbos, Neysa Barnett, Gabriella Crispino, Johanna Hähner, Orakle Ngoy und Rickie Lee Jones
  • Dramaturgie, Co-Regie Antonia Christl
  • Regie Hendrik Mannes
  • Übertragung aus dem Französischen Simon Werle
  • Aufführungsrechte mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Theaterverlags
  • Eine Produktion von Christl, Mannes, Wilde & Vogel [Leipzig]
  • In Koproduktion mit Westflügel Leipzig und FITZ! Theater Animierter Formen Stuttgart


This title alone! A panorama on the abyss.
While entire districts in Paris are being destroyed to make room for the wide boulevards, while glass arcades replace the medieval alleys and gas lanterns blur the border between day and night, Charles Baudelaire begins a revolution of literature. The fusion of the seemingly incompatible – themes of the abysmal, the extreme and the ennui captured and verbally condensed in the classic form of Romantic love poetry – this was precisely the first step on the road to modernism. And no sooner had Baudelaire’s first work appeared in 1857 than a criminal trial followed with charges of amorality and blasphemy. Some poems were censored, all printed copies confiscated.

Baudelaire’s radical subjectivity and incessant search for the moment, as well as the assumption of beauty precisely where no one suspects it, allow a transfer into puppetry. The texts are permeated by the phenomenon of synaesthesia, an interweaving of sensory perceptions. The production follows this line in the collaboration of figure, voice and music and allows the iridescent beauty of the abysmal to shine through. Every encounter with The Flowers of Evil resembles entering a labyrinth. The familiar makes a new and irritating appearance. It is at times “terrifying and grandiose for everyone” (Marcel Proust).

For these Flowers of Evil, a number of individual recordings were made by different speakers in French, German and English. The production continues the first joint exploration of Baudelaire’s work – Spleen (2006) – by Wilde & Vogel with director Hendrik Mannes.