[Exit. Eine Hamletfantasie
Wilde & Vogel [Leipzig]
Wenig gesprochene Sprache Deutsch/Englisch | Little dialogue German/English
English belowHamlet, der junge Prinz, gefangen in einem Gespinst aus Intrigen, getrieben von Rachegelüsten anderer Generationen, ängstlich angesichts von Liebe und argwöhnisch gegenüber Freundschaft – eine Figur, die in über 400 Jahren nicht an Relevanz verloren hat.
Das Phänomen Hamlet und William Shakespeares Text bilden die Grundlage dieser Theatercollage für einen Figurenspieler und eine Musikerin. Die handelnden Personen, zu grotesken Figuren verzerrt, werden von den Totengräbern aus dem morschen Bühnenboden ausgegraben und erscheinen wie Erinnerungen. Angetrieben durch die Klänge einer elektrischen Gitarre spielen Claudius und Gertrude, Hamlet und Ophelia, Totengräber und Schauspieler ihr Spiel erneut und evozieren Fragen nach Anpassung oder Rebellion, nach der moralisch richtigen Entscheidung in einer korrupten Umgebung. Dabei verändert sich die Perspektive mit dem Standpunkt des Spielers: Getrieben vom Wunsch nach Rache oder Versöhnung ziehen ihn die Figuren in die Handlung hinein, bewahrt er jedoch Distanz, verhallt die Frage im Gelächter.
Die Premiere dieser Inszenierung war Michael Vogels Diplomprüfung am Studiengang Figurentheater Stuttgart. Die Stuttgarter »Kultur Szene« schrieb damals: „Exit – selten war eine Prognose weniger riskant – werden wir noch oft begegnen. Im FITZ ebenso wie auf vielen Festivals.“ Mit mehreren hundert Gastspielen in Europa, Asien und Amerika erfüllte sich diese Prophezeiung aufs Schönste und die Inszenierung ist bis heute „eine wunderbare Verführung zum Figurentheater“. (Badische Zeitung).
- Regie Frank Soehnle
- Ausstattung, Spiel Michael Vogel
- Musik Charlotte Wilde
Hamlet, the young prince, caught in a web of intrigue, driven by the desire for revenge of other generations, fearful of love and suspicious of friendship – a figure that has lost none of its relevance in over 400 years.
The phenomenon of Hamlet and William Shakespeare’s text form the basis of this theater collage for a puppeteer and a musician. The characters, distorted into grotesque figures, are dug out of the rotten stage floor by the gravediggers and appear like memories. Driven by the sounds of an electric guitar, Claudius and Gertrude, Hamlet and Ophelia, gravediggers and actors play their game again and evoke questions about conformity or rebellion, about the morally correct decision in a corrupt environment. The perspective changes with the player’s point of view: driven by the desire for revenge or reconciliation, the characters draw him into the action, but if he keeps his distance, the question fades into laughter.