Spleen

Charles Baudelaire: Gedichte in Prosa

Figurentheater Wilde & Vogel [Leipzig]


Basis der Inszenierung ist Charles Baudelaires Spätwerk, seine Gedichte in Prosa „Der Spleen von Paris“. Dichte Miniaturen, oft zu wenigen Zeilen komprimierte Szenen oder scheinbar flüchtig hingeworfene Gedankengänge beschwören die Epoche des „Untergangs der romantischen Sonne“. In ihnen widerspiegeln sich Splitter gescheiterter Utopien angesichts politischer Restauration im vorvorigen Jahrhundert: ein erstaunlich zeitgemäßes Panoptikum. Die manchmal düster-bestialische, manchmal heiter-melancholische Atmosphäre des Baudelaireschen Kosmos spielt mit dem Menschen an der Schwelle zur Moderne: zwischen apathischer Lebensgier und erotisierter Todessehnsucht, zwischen Sehnsucht nach Unendlichkeit und brutaler Belanglosigkeit, im Tragischen meist lapidar, im Komischen immer subtil. Die offene Spielweise dieser Inszenierung – die der Spieler mit Figuren und Musikinstrumenten auf der Bühne, sowie mit dem Textmaterial, eingesprochen von Kindern und Jugendlichen – zielt auf eine kaleidoskopische Betrachtung des Zuschauers. Eine eigene Magie entsteht in der Imagination zwischen Akteuren, Material und Publikum, eine Folge von Bildern, die den Blick Baudelaires kontrapunktiert und sucht, ihn für eine Wahrnehmung von heute zu öffnen.

In Koproduktion mit dem FITZ! Zentrum für Figurentheater Stuttgart und dem Westflügel Leipzig


  • Spiel & Ausstattung: Michael Vogel
  • Live-Musik: Charlotte Wilde
  • Stimmen: Jördis Barth, Julka Finger, Luana Goller, Lotta Hillert, Merlin Lando Dweezil, Ben Müller, Luis Neuschäfer, Vincent Sudau
  • Aufnahmeleitung: Patrick Kukwa
  • Regie: Hendrik Mannes